Lovis Corinth (1858-1925)
Bedeutender und erfolgreicher deutscher Maler der Zeit der Secessionen, in Breite die Gattungen Porträt, Historie, Akt, Landschaft und Stillleben vertretend. Auch graphisch als Illustrator und publizistisch tätig. Stammte aus einer Bauern- und Gerberfamilie in Tapiau/Ostpreußen, fünf Halbgeschwister. Nach konfliktreicher Kindheit als einziger der Familie gymnasiale Bildung. Nach Verlust weiblicher Bezugspersonen (Mutter, Halbschwester), intensive Förderung durch den Vater, Übersiedlung nach Königsberg. Weitere Station seiner Ausbildung München (1880-1900), dazwischen längere Aufenthalte in Berlin und in seiner ostpreußischen Heimat (1889 Tod des Vaters). Wichtig die Reise 1884 nach Antwerpen, Impulse aus der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts seitdem anhaltend, 1885 in Paris. Zeitig auf Ausstellungen vertreten, erste Auszeichnung Bronzemedaille 1884 in London, dabei auffällig provozierend in Themenwahl und Darstellungsweise, damit auch Eklats produzierend. Erster Gemäldeverkauf 1895 „Kreuzabnahme“. 1896 bis zu seinem Tode Freimaurer. Mitglied der Münchener Secession 1892. Seit 1901 auch der Berliner Secession mit Übersiedlung nach Berlin, eigenes Atelier und Begründung einer Damenmalschule. Eine seiner frühen Schülerinnen, Charlotte Berend, heiratete er 1903, 2 Kinder, zahlreiche Bildnisse der Frau und der Kinder. In Berlin ein wichtiger Lehrer. 1911 bis zu seinem Tode 1925 Präsident der Berliner Secession. Schlaganfall mit Lähmungserscheinungen am 11. 12. 1911. Die Einteilung seines Werkes als zuvor impressionistisch und danach expressionistisch unzureichend. Vielmehr seine Kunst und sein von Depressionen überschattetes Leben von existentiellem Überlebenswillen und zugleich Daseinsfreude gekennzeichnet, mit großem malerischen Temperament. Dabei zu Darstellung von Extremen neigend und vor allem im Spätwerk Identifikation mit Leiden von Christus, viele Selbstbildnisse. Den Ersten Weltkrieg bejahend, in wirtschaftlicher Krise der Nachkriegszeit auf Landschaften vom Walchensee ausweichend, dort seit 1919 Sommerhaus und zunehmender Rückzug. Dauerausstellung seiner Gemälde 1921 im Königsberger Schloß. Sein Werk 1937 als entartet teilweise entfernt, nach 1945 bis in die Gegenwart kontinuierliche Wertschätzung als innovativer Maler der frühen Moderne. Auch publizistisch tätig, Autobiographie. Über 1000 Gemälde und noch einmal soviel Druckgraphik. Seine Werke in allen großen Museen in Deutschland und international vertreten. Sein schriftlicher Nachlass im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und der Akademie der Künste in Berlin. Ständige Personalausstellung seines graphischen Werkes im Walchenseemuseum (Friedhelm Oriol-Privatsammlung). Lovis-Corinth-Personalmuseum in seinem Geburtshaus (seit 2022). Corinth-Gesellschaft (Hamburg). [kl-bb]
Gut erforscht